Manual: schweben ohne Wind
1. Aufbau des Drachens
2. Der erste Flug
3. Schweben ohne Wind
4. Falt-Schema, Tube
5. Setup, optional
6. Sicherheit
1 Aufbau des Drachens
Stecke das eine Ende der Querspreize in einen Leitkanten-Connector. Biege die Spreize grosszügig und stecke sie genau gerade in den gegenüberliegenden Connector. Für Gleitflüge in höheren Sphären montierst du die Endkappe an die Nase.
Glätte die Flügelspitzen aus und checke die Lage der Schnüre am oberen Leitkanten-Ausschnitt. Sie sollten gegenüber den kleinen Punkten auf dem Segel liegen. Dann schaust du noch, dass die Z-Line und der ganze Drachen symmetrisch ist. Voilà.
Bei Flügel-Designs steckst du zuerst die Flügel zusammen. Es gibt einen oberen und einen unteren dünneren Teil. Der komplette Flügelrahmen beginnt irgendwo zwischen der Nase und dem Leitkanten-Slot und endet in der Flügelspitze.
I'll be back tiny:
Untubing und Tubing
2 Der erste Flug
Lege viel Flugschnur aka Kabel sauber sortiert am Boden aus und befestige das oben liegende Ende mit einem Buchtknoten am Pigtail.
Starte deinen ersten Flug mit einem weiten Hochstart. Ziehe den Drachen mit beiden Händen hoch, bis er weit oben senkrecht über dir kreist. Dann versuche das Wichtigste: eine sanft gleitende, langsame Landung.
3 Schweben ohne Wind
Die Landung
Das Wichtigste sind schöne Landungen, loslassen, Pause. Der Drachen landet mit der Nase zu dir hin sanft auf der Ebene, so hast du wieder die klassische Startposition bei sanfter Brise.
Elegant: wenn der Drachen auf dich zugleitet und du ihn mit einem scharfen Pull zehn Zentimeter über dem Boden stallst, wird er sich in Zeitlupe zu Boden legen. Eine saubere Basis für den Hochstart.
Hochstart
Grosszügige Startmethode bei viel Platz und sehr leichtem bis keinem Wind. Spüre die optimale Steiggeschwindigkeit und ziehe diese mit beiden Händen möglichst gleichmässig durch. So reicht das Minimum an Kabellänge um eine grosse Höhe zu erreichen.
Den ersten Flug würde ich mit einem Hochstart beginnen: Den Drachen hochziehen und dann weiter über den Zenith hinaus. Bei leichtem Wind wird er von selber drehen und wieder von dir wegfliegen.
Wurfstarts
Lege genug Kabel sauber am Boden aus und halte es locker in einer Hand. Mit der anderen greifst du den Drachen hinten am Kiel und wirfst ihn gerade und möglichst weit, oder du hältst ihn an der Nase und beginnst deinen Flug mit einem 360-Flatspin oder einem 180er mit kleinem Fly-Away.
Up and over
Du ziehst den Drachen über den Zenith weiter und lässt ihn dann im Fly-Away davongleiten. Dazu viel Kabel am Boden bereithalten. Bei leichtem Gegenwind wird der Drachen stationär schweben, dann wieder in den Wind drehen und von dir weggleiten.
Flatspins
Der Flatspin ist entscheidend, vorallem beim Schweben im engeren urbanen Raum. Aus der normalen Fluglage lässt du den Flieger durch dosiertes Nachgeben seitlich wegkippen, um dann mit einem scharfen Pull den Flatspin einzuleiten. Sofort totalen Slack geben, der Drachen soll flach und frei auf dem Bauch rotieren.
Quasi Spezialfall: Der 180-Flatspin ist die Einleitung zu einem schönen, langen Fly-away mit anschliessendem kurzen Hochziehen. Mach das dreimal, und du bist bei null Wind schnell auf angenehmer Höhe, wenn du im Vorfeld grosszügig Kabel ausgelegt hast.
Fly-Away und Dive
Gleitet dein Drachen der Abenddämmerung entgegen, gib ihm aktiv mehr als genug Schnur, damit nichts seinen Gleitflug bremst. Vorher vielleicht kurz checken, wie und wo das Kabel am Boden rumliegt.
Der agressive Style: Mit einem ausgedehnten Pull beschleunigst du den Drachen bolzengerade Richtung Boden in den Dive, um knapp vor dem Aufprall mit einem Ruck zu entlasten. Er wird sich in einem schnellen horizontalen Flug auffangen, wenn du ihn lässt, tendenziell nose-up, so kannst du nach einer lockeren Wende landen oder weiterfliegen.
Bodenarbeit, Loops
Du kannst den Drachen auf seinen flexiblen Flügelspitzen im Stall landen und in dieser Position halten, auch bei frischerem Wind. Durch kurze Zugimpulse und freilassen kannst du Schräglagen korrigieren; der Drachen selber wird sich immer in Gleichgewichtslagen begeben wollen.
Lasse die Nase sanft auf dich zufallen, ein wenig schräg, gib einen harten, kurzen Impuls mit sofortigem Release und der Drachen wird ein paar Zentimeter über dem Boden in einem schönen Flat-Spin schweben, mit viel Lift, unterstützt vom Bodeneffekt.
Der exakt vertikale Looping ist eigentlich nur mit Urban ninja the bad möglich, in gekippter Lage – z.b. 45° – mit allen unseren Drachen. Es ist ein ziemlich brutaler Move. Am spektakulärsten direkt ab Boden und genau zurück, aber auch oben in der Luft möglich.
4 Faltschema, Tube
Dein Flug ist mit einer schönen Landung zu Ende. Nimm die Flugschnur vom Pigtail, indem du einfach am off-loop ziehst. Den hast du nach den ersten paar Flügen selber gemacht.
Halte jetzt nur die Spreize, schnappe mit den Daumen die beiden Flügel-Connectors gleichzeitig aus und lasse die Flügel fallen. So hast du schon mal die Mitte gefaltet. Es gibt zwei Schemata, die Flügel zu falten:
A : von der Nase aus
M : vom oberen Ende der Flügelstäbe
Falt-Schema M ist für Drachen mit überhängenden Schleppkanten, wie De tomaso superleggera, I'll be back und andere. Du erkennst die Faltung im Segel beim Auspacken.
Den Drachen um den Kielstab herum aufwickeln und mit der Nase voran von unten ins Tube schieben. Mit dem Deckel die empfindlichere Heckpartie schön fassen und den Deckel ins Tube. Dann mit dem oberen Deckel das Tube schliessen.
Lasse einen nassen oder feuchten Drachen niemals für längere Zeit im geschlossenen Tube. Icarex und Dyneema-Laminate sind dampfdicht, also solltest du nasse Drachen locker ausbreiten und mindestens über Nacht trocknen lassen, bevor du sie wieder im Tube versorgst.
5 Setup, Tuning
Einstellung ab Werk
Dein neuer Drachen ist ab Werk so eingestellt, wie ihn Horvath fliegt. Optimiert für Nullwind, tendenziell agil, jedoch nicht radikal. Semi-statische Flüge bei leichtem Wind sind mit diesem Setup ebenfalls gut möglich, mit Stabilizer auch in stärkerem Wind.
Die meisten lassen ihren Nullwind-Drachen ein Leben lang genau so. Für persönliche, subtile Optimierungen sind veränderte Einstellungen möglich.
Laterale Spannung im Segel optional
Dieses wichtige Setup des Drachens wird grundsätzlich mittels der Schnüre eingestellt: Du kannst die Länge der X-Line mit der Y-Line variieren und damit die Segel-Spannung sehr präzise einstellen.
Dazu öffnest du den doppelten Schlag am Heck und spannst oder lockerst die Y-Line. Die X-Line, auf der Grafik hinter dem Segel, muss aber stets unter Spannung bleiben. Wenn die gesamte Spannung der Spreize vom Segel aufgenommen wird, fliegt der Drachen nicht.
Je schlaffer das Segel quer eingestellt ist (von Flügel zu Kiel zu Flügel), umso langsamer, aber agiler schwebt der Drachen. Mit einem – nur etwas – strafferen Segel werden die Gleit-Sequenzen konsistenter.
I'll be back und C'est la vie, darling haben keine Y-Line: Hier schiebst du die Stopper der Leitkanten-Connectors rauf oder runter, das stellt die effektive Länge der X-Line ein.
Kiel-Spannung optional
Für langsames Gleiten wird mittels der Schnur an der Nase das Segel längs des Kiels nur minimal gespannt, quasi null. Das ist die Einstellung ab Werk.
Ein längs gespanntes Segel biegt den Kielstab schön subtil durch: Der Drachen wird schneller die Nase heben, agiler und braucht weniger Platz zum fliegen. Diese Spannung regulierst du mit der Schlaufe an der Nase. Beim The urban ninja ul ist die Biegung des Kielstabes schon im Segel profiliert.
V-Form optional
Mit der kurzen Z-Line stellst du den Flächenwinkel (V-Form, Dihedral) ein. Die neutrale Einstellung sind zwei Schlaufen um die Spreize. Mit drei Schlaufen wird die Spreize den Kielstab mehr nach unten ziehen und dein Drachen wird stabiler geradeaus fliegen.
Du kannst die Schlaufe einfach auf- oder zuziehen, den Knoten musst du dazu nicht öffnen. Mit nur einer Schlaufe verlängert sich die Z-Line und entspannt den Kielstab, Flatspins werden so mit weniger lateralem Drag (Luftwiderstand) durchflogen. Der Drachen wird insgesamt agiler.
Flache oder steile Waage optional
- weiter vorne = flach
- weiter hinten = steil
Die Werkseinstellung liegt mittig zwischen den zwei silbernen Marken. Stellst du die Waage eher flach ein, wird der Drachen direkter auf Steuerimpulse reagieren, prima für knackige Flatspins. Er wird schon beim Aufsteigen leicht instabil, so kannst du jederzeit, auch nahe zum Boden aus einer Schräglage einen Fly-Away einleiten.
Bei steilerem Waage-Setup wird der Drachen immer stabiler und entwickelt mehr Zug. Für hohe, ausgeprägt statische Flüge insb. mit Stabilizer, ist eine steile Waage das richtige. Die Einstellung ab Werk unterstützt eine neutrale, vielseitige Flugcharakteristik, eher auf der agilen Seite.
Stabilizer optional
Bei höhen Flügen im Wind kannst du bei einigen Drachen den Stabilizer montieren. Praxis: kurzes Kabel in der Stadt, ohne Stabilizer, Nullwind. Hohe Flüge mit Wind: langes Kabel und Stabilizer.
6 Sicherheit
- Deutschland: maximale Leinenlänge 100 m
- In der Schweiz: maximale Flug-Höhe 60 m
Fliege nie:
- Nahe Flughäfen, Strassen
- In stürmischem Wetter
- Nahe Stromleitungen und Eisenbahnen
- Achte auf Bäume und Personen
Benutze so oft wie möglich eine kurze Flugschnur, vorallem in der Stadt. Wenn du die gesamte Schnur am Boden auslegst und den Microwinder in die Tasche steckst, kannst du dich mit dem Drachen frei bewegen.